Investieren vor dem Unternehmensverkauf
Einleitung
Wer sein Unternehmen verkaufen oder die Nachfolge regeln möchte, steht vor einem Dilemma: Einerseits soll der Betrieb möglichst attraktiv für Käufer wirken, andererseits dürfen Investitionen das Ergebnis nicht so stark belasten, dass der Kaufpreis sinkt. Frühzeitige, kluge Planung entscheidet darüber, ob Investitionen den Wert steigern – oder mindern.
Herausforderung:
Zwischen Investition und EBIT
Digitalisierung, Fachkräftemangel und steigende regulatorische Anforderungen setzen den Mittelstand unter Druck. Käufer prüfen heute genauer denn je und rechnen in der Regel mit den Ergebnissen der letzten drei Jahre. Investitionen, die kurzfristig das EBIT belasten, können so den Unternehmenswert direkt mindern.
Wertsteigernde Maßnahmen
Vor einem Unternehmensverkauf lohnt es sich, gezielt in die Substanz und Risikominimierung zu investieren – etwa indem der Maschinenpark gepflegt, die IT abgesichert und Wartungs- sowie Compliance-Nachweise aktuell gehalten werden. Ebenso wichtig ist die Professionalisierung der Prozesse: Eine transparente Kostenrechnung, sauberes Reporting, dokumentierte Verträge und ein etabliertes zweites Führungsteam erhöhen die Attraktivität für Käufer. Schließlich spielt auch die Marke und Außenwirkung eine Rolle. Eine moderne Website, gesicherte Markenrechte, langfristige Kunden- und Lieferantenverträge sowie glaubwürdige ESG-Maßnahmen schaffen Vertrauen und steigern den Unternehmenswert.
Wovon abzuraten ist
Bei einem geplanten Unternehmensverkauf innerhalb der nächsten 12 bis 24 Monate sind Investitionen mit langer Amortisationsdauer kritisch zu prüfen. Auch teure Expansionen oder riskante Diversifikationen kurz vor dem Verkauf können den Kaufpreis belasten. Gleiches gilt für Investitionen, die nicht zur Strategie potenzieller Käufer passen und daher von diesen nicht honoriert werden.
Zeitfenster beachten
Zwei bis drei Jahre vor geplantem Verkauf beginnen. Maßnahmen, die sich innerhalb von zwölf Monaten amortisieren, sind meist unkritisch. Liegt der Break-even deutlich nach dem Verkaufszeitpunkt, kalkuliert der Käufer Risikoabschläge.
Beispiele aus der Praxis
Wertsteigernd:
• Maschinenzertifizierungen und Wartungsnachweise
• Lizenz- und IP-Management bei Softwarefirmen
• Aufbau eines Stellvertreter-Teams
• Optimierung von Lagerbeständen und Working Capital
Wertmindernd:
• Mehrjährige Entwicklungsprojekte
• Neubau von Bürogebäuden mit hoher Zinslast
• Hohe Verschuldung für riskante Expansion
Empfehlungen für Verkäufer
Wer sein Unternehmen verkaufen möchte, sollte mindestens 24 Monate vor dem geplanten Verkaufsstart mit der Vorbereitung beginnen. Eine klare Checkliste hilft, Muss-, Soll- und Kann-Investitionen voneinander zu trennen. Gleichzeitig lohnt es sich, konsequent die Käuferperspektive einzunehmen und den Fokus auf Maßnahmen zu legen, die Vertrauen schaffen und den Unternehmenswert steigern. M&A-Berater und Steuerexperten können dabei frühzeitig einbezogen werden, um Kaufpreiseffekte zu simulieren und fundierte Entscheidungen zu treffen.
Fazit
Investitionen vor der Nachfolge sind ein Balanceakt. Wer strategisch in Substanz, Prozesse und Transparenz investiert, steigert Vertrauen und Kaufpreis. Wer planlos oder zu spät investiert, riskiert einen Wertverlust. Handeln Sie rechtzeitig – zwei bis drei Jahre Vorlauf sind der Schlüssel zu einem erfolgreichen, wertmaximierenden Unternehmensverkauf.